Werner Plumpe – Gefährliche Rivalitäten | Buchkritik
Update: 2025-09-10
Description
Seit Jahrhunderten schon wechseln Phasen friedlicher ökonomischer Kooperation mit Wirtschaftskriegen, und nicht weniger erbittert liegen die ökonomischen Schulen des Freihandels und des Protektionismus miteinander im Clinch.
Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe analysiert die wiederkehrenden Muster dahinter, mit denen sich auch unsere Gegenwart besser verstehen lässt. Allgemein gilt:
In der Epoche des Absolutismus entwickelte sich der Merkantilismus. Zölle und Einfuhrbeschränkungen sollten dafür sorgen, dass sich die eigene Wirtschaft hinter „Schutzmauern“ besser entwickelt.
Heute hat sich eher die Auffassung durchgesetzt, dass die Ökonomie kein Nullsummenspiel ist, bei dem eine Seite gewinnt, was die andere verliert, sondern dass Kooperation und freier Handel allen nützen und Wirtschaftskriege letztlich auch den Unternehmen und Konsumenten des eigenen Landes schaden.
Aber auch der Freihandel kann destruktive Wirkungen haben. Die Briten, die im 19. Jahrhundert die Weltmeere dominierten und Verfechter des Freihandels waren, ruinierten mit ihren Exporten das indische Baumwollgewerbe; die Rolle der Inder beschränkte sich fortan auf die Lieferung von Rohbaumwolle. Und auf Opiumanbau.
In den Opiumkriegen erzwangen die Briten dann die Öffnung der chinesischen Märkte für den massenhaften Export der Droge, wodurch die Kolonie Indien Handelsbilanzüberschüsse erzielte, die dem Mutterland Großbritannien zugutekamen.
Zur Ironie der Geschichte gehört, dass die Briten zuvor ihre Industrie erfolgreich entwickelt hatten, indem sie sich von Importen abschotteten.
In den USA wiederum schirmte sich die aufstrebende Industrie der Nordstaaten durch Protektionismus und Zölle effektiv ab von der britischen Konkurrenz. Die baumwollexportierenden Südstaaten setzten dagegen auf Freihandel – ein Konflikt, der sich schließlich bis zum Bürgerkrieg zuspitzte, bei dem es nicht nur um die Sklavenfrage ging, sondern um divergierende wirtschaftliche Interessen und Konzepte.
Jedenfalls haben die Vereinigten Staaten immer wieder positive Erfahrungen mit dem Protektionismus gemacht.
In dieser Tradition sieht sich nun auch Donald Trump mit seiner Zollandrohungspolitik. Er reagiert auf den Umstand, dass die USA seit 1945 mit hohen Kosten eine Welt- und Wirtschaftsordnung stabilisiert haben, deren Nutznießer zunehmend andere Länder wurden, allen voran China.
Allerdings ist die Lage heute anders. Die Weltwirtschaft ist durch die Globalisierung so stark verflochten, dass die inzwischen von Importen abhängigen USA insbesondere durch Gegenmaßnahmen Chinas stark geschädigt würden.
Werner Plumpe befasst sich mit den ökonomischen Rivalitäten des Kolonialzeitalters und dem Scheitern der napoleonischen Kontinentalsperre. Er analysiert den Friedensvertrag von Versailles als Fortsetzung des Ersten Weltkriegs mit wirtschaftlichen Mitteln – selten wurde der ökonomische Verhängniszirkel der Weimarer Republik, der zu Hitlers Machtergreifung führte, so plausibel erklärt wie in diesem Buch, das sich am Ende noch mit einer neuen Art von Wirtschaftskonflikten beschäftigt:
Der Verhängung von Sanktionen, um von Unrechtsregimen Wohlverhalten zu erzwingen. Der Erfolg bleibt meist gering, sofern er nicht bloß in der Illusion besteht, man besäße Handlungsfähigkeit. Auch das ist eine bittere Einsicht dieses überaus erhellenden Buches.
Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe analysiert die wiederkehrenden Muster dahinter, mit denen sich auch unsere Gegenwart besser verstehen lässt. Allgemein gilt:
Die jeweils wirtschaftlich leistungsfähigere Seite plädiert für Handelsfreiheit, von der sie sich klare Vorteile verspricht, und sieht in den Schutzmaßnahmen des unterlegenen Partners illegitime Eingriffe in den Handel und die ökonomische Kooperation.Quelle: Werner Plumpe – Gefährliche Rivalitäten
In der Epoche des Absolutismus entwickelte sich der Merkantilismus. Zölle und Einfuhrbeschränkungen sollten dafür sorgen, dass sich die eigene Wirtschaft hinter „Schutzmauern“ besser entwickelt.
Heute hat sich eher die Auffassung durchgesetzt, dass die Ökonomie kein Nullsummenspiel ist, bei dem eine Seite gewinnt, was die andere verliert, sondern dass Kooperation und freier Handel allen nützen und Wirtschaftskriege letztlich auch den Unternehmen und Konsumenten des eigenen Landes schaden.
Aggressive Freihandelsideologie
Aber auch der Freihandel kann destruktive Wirkungen haben. Die Briten, die im 19. Jahrhundert die Weltmeere dominierten und Verfechter des Freihandels waren, ruinierten mit ihren Exporten das indische Baumwollgewerbe; die Rolle der Inder beschränkte sich fortan auf die Lieferung von Rohbaumwolle. Und auf Opiumanbau.
In den Opiumkriegen erzwangen die Briten dann die Öffnung der chinesischen Märkte für den massenhaften Export der Droge, wodurch die Kolonie Indien Handelsbilanzüberschüsse erzielte, die dem Mutterland Großbritannien zugutekamen.
Zur Ironie der Geschichte gehört, dass die Briten zuvor ihre Industrie erfolgreich entwickelt hatten, indem sie sich von Importen abschotteten.
In den USA wiederum schirmte sich die aufstrebende Industrie der Nordstaaten durch Protektionismus und Zölle effektiv ab von der britischen Konkurrenz. Die baumwollexportierenden Südstaaten setzten dagegen auf Freihandel – ein Konflikt, der sich schließlich bis zum Bürgerkrieg zuspitzte, bei dem es nicht nur um die Sklavenfrage ging, sondern um divergierende wirtschaftliche Interessen und Konzepte.
Die amerikanische Tradition des Protektionismus
Jedenfalls haben die Vereinigten Staaten immer wieder positive Erfahrungen mit dem Protektionismus gemacht.
Der Aufstieg der USA zu ersten Wirtschaftsnation der Welt wurde hierdurch mit Sicherheit begünstigt, da das Land so groß und dynamisch war, dass sich ausländische Investoren und Unternehmen von den Zöllen nicht an den entsprechenden Engagements hindern ließen. Auch gründeten viele Unternehmen Niederlassungen in den USA, um die dortigen tarifären Hürden umgehen zu können.Quelle: Werner Plumpe – Gefährliche Rivalitäten
In dieser Tradition sieht sich nun auch Donald Trump mit seiner Zollandrohungspolitik. Er reagiert auf den Umstand, dass die USA seit 1945 mit hohen Kosten eine Welt- und Wirtschaftsordnung stabilisiert haben, deren Nutznießer zunehmend andere Länder wurden, allen voran China.
Allerdings ist die Lage heute anders. Die Weltwirtschaft ist durch die Globalisierung so stark verflochten, dass die inzwischen von Importen abhängigen USA insbesondere durch Gegenmaßnahmen Chinas stark geschädigt würden.
Moralischer Wirtschaftskrieg der Sanktionen
Werner Plumpe befasst sich mit den ökonomischen Rivalitäten des Kolonialzeitalters und dem Scheitern der napoleonischen Kontinentalsperre. Er analysiert den Friedensvertrag von Versailles als Fortsetzung des Ersten Weltkriegs mit wirtschaftlichen Mitteln – selten wurde der ökonomische Verhängniszirkel der Weimarer Republik, der zu Hitlers Machtergreifung führte, so plausibel erklärt wie in diesem Buch, das sich am Ende noch mit einer neuen Art von Wirtschaftskonflikten beschäftigt:
Der Verhängung von Sanktionen, um von Unrechtsregimen Wohlverhalten zu erzwingen. Der Erfolg bleibt meist gering, sofern er nicht bloß in der Illusion besteht, man besäße Handlungsfähigkeit. Auch das ist eine bittere Einsicht dieses überaus erhellenden Buches.
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